Donnerstag, Dezember 28, 2006

Les esprits du Burkina m'appellent

Sechs Monate ist es her...

Mein Abschied war sehr African-like! Ich stand am Abend meines Abfluges mit meinem Gepäck am Flughafen von Ouagadougou und musste feststelle, dass der Flug um einen Tag verschoben wurde. Da ich mich Spontanität in der zwischenzeit angeeignet hatte, fiel die Welt nicht gleich zusammen und ich durfte einen zusätzlichen Tag in Ouaga geniessen.
Nach einer mühsamen und ermüdenden 24-Stunden Reise...Ouaga - Tripoli - Paris - Lausanne (mit TGV) - Bern...betrat ich nach einem Jahr wieder Schweizer Boden.

Selbstverständlich war es eine riesen Freude die Familie und Freunde endlich wieder zu sehen, doch die ersten Wochen waren manchmal gar nicht so einfach. Das Leben in Afrika ist mit dem Lebensstiel in der Schweiz nicht zu vergleichen und auch nach einer Rückkehr ins Vaterland ist ein Einleben und Umgewöhnen nötig. Die erste Hürde stellte zum Beispiel der Billettautomat dar...Soll einer den Liberoplan auf Anhieb verstehen ;-)

Nun bin ich schon wieder seit einem halben Jahr in der Schweiz, doch es vergeht kaum ein Tag an dem meine Gedanken nicht nach Afrika abschweifen. Den Alltag bewältige ich glücklicherweise ohne Probleme, die europäische Küche bekommt mir auch gut und an das Studentenleben habe ich mich ebenfalls gewöhnt. Trotzdem kann ich es nicht sein lassen...Ende Januar geht's für drei Wochen ab nach Ouagadougou!

Dienstag, Juli 11, 2006

Le Ghana

Erste Eindrücke von meiner Ghana-Reise:


Fischer am Strand von Cape Coast


Kakum Nationalpark

Markt von Accra

Montag, Juni 19, 2006

Heimreise

Für alle die schon Angst hatten, dass ich nicht mehr nach Hause komme, hier meine Flugdaten:

28. Juli 2006 Ouagadougou (00h30) - Tripoli - Genf (11h35)

HIV / Aids Workshop in Fada N'Gourma

Zusammen mit unseren Partnern im Westen von Burkina nahm ich am Atelier über HIV / Aids teil. Nach dem Basiskurs vor einigen Monaten (mit den Partnern) ging es nun um die Sensibilisierung der Teilnehmer in der Rolle eines Beraters und die Integration der Aids-Bekämpfung in den jeweiligen Projekten. Inhalte des Kurses waren: Definition der Schlagwörter in Zusammenhang mit HIV / Aids, Ansteckungsmöglichkeiten und Prävention, Test, Krankheitsverlauf und Bekämpfung, Rolle eines Beraters…
Nach dem kurzen Einstiegstest musste ich mit etwas erstaunen feststellen, dass mein Wissen nicht ganz meinen Erwartungen entsprach, aber dies hat sich im Verlauf der Woche geändert ;-) Ich konnte von den zahlreichen Diskussionen und Auseinandersetzungen profitieren und habe viel dazugelernt. Dank den tollen Animatoren und dem ausgelassenen Team herrschte stets eine gute Stimmung.

Donnerstag, Juni 08, 2006

Kommunikation und Menschenkenntnisse

Seit Beginn meines Aufenthaltes ist mir aufgefallen, dass die Burkinabé sehr gute Erzähler sind und oft zu philosophischen Ansätzen neigen. Bei einem Bier oder einer kleinen Teerunde, kann Stunden lang geplaudert werden. Eine Geschichte, die ich in fünf Minuten erzähle, kann bei einem Burkinabé schon eine Viertelstunde dauern. Die Story wird zwar ausgeschmückt und stimmt meistens nicht mehr zu 100 % mit der Wahrheit überein, doch es entsteht eine faszinierende Spannung. Anschliessend wird eine heftige Diskussion entfacht, wo die verschiedenen Meinungen ausgetauscht werden, wobei der Humor nie zu kurz kommt.
Ich bin inzwischen für meine tollpatschigen Kommentare bekannt. Meine Äusserungen sind meistens sehr direkt, spontan und überraschen mich manchmal selbst ;-)
„les blancs et leurs bouches…“
Der Afrikaner äussert sich meistens zurückhaltender und dreht unzählige Runden bis er auf den eigentlichen Punkt kommt. Oft bin ich überfordert und kann den Gedanken meines Gegenübers nicht mehr ganz folgen. Da ich in dieser Hinsicht scheinbar eine sehr lange Leitung habe, sind meine Freunde gezwungen sich mit mir klar und deutlich zu verständigen...

Die Burkinabé sind ebenfalls gute Beobachter und können die Sprache des Körpers und die Mimik sehr gut interpretieren. Unbewusst mache ist oft Gesten, auf welche ich anschliessend angesprochen werde. Wobei ich diese Zeichen bereits zuvor ausübte, hat mich in der Schweiz nie jemand darauf aufmerksam gemacht.
Nach einer kurzen Analyse (einigen Wochen) deines Verhaltens, ist ein Burkinabé in der Lage deine wichtigsten Charakterzüge ausfindig zu machen. Oft habe ich das Gefühl, dass mich meine Freunde in und auswendig kennen und ich allerdings „einem Fremden“ gegenüber sitze…

Montag, Mai 29, 2006

Une vie mouvementée

Nach einem anstrengenden Wochenende (19-20.05.2006), an welchem die DEZA einen Kurs über die internationalen Finanzinstitutionen organisiert hat, habe ich jetzt wieder etwas mehr Zeit. Die Veranstaltung wurde für unsere Mitarbeiter, die Kooperationsbüros der Region (Mali, Benin, Niger) und die Partner der Finanzhilfe abgehalten. In diesen zwei Tagen wurden „la banque mondiale, le fonds monétaire international et la banque africaine de developpement“ und ihre Instrumente vorgestellt. Ich war für die ganze Organisation zuständig und hatte kaum eine ruhige Minute. Was ich jedoch vom Kurs mitbekommen habe, war sehr lehrreich und hatte zudem einen direkten Zusammenhang mit meiner täglichen Arbeit im Büro.

Letzte Woche war eine Mission von der Zentrale hier, um uns auf das interne Kontrollsystem zu sensibilisieren und uns bei der Umsetzung zu unterstützten. Solche Workshops zeigen oft die Schwachstellen eines Unternehmens auf und sind nicht immer einfach zu handhaben. Nicht nur einmal kam es zu heftigen Diskussionen. Doch dank der köstlichen Schweizer Schokolade in der Kaffeepause, beruhigten sich die Gemüter stets ;-)

Dieses Weekend war ausserordentlich spannend. Ein live Konzert von Alpha Blondy, ein Apéro bei der Chefin mit allen Mitarbeitern, eine Hochzeit (zivil und kirchlich), ein live Konzert von Alif Naaba und schliesslich ein Barbecue mit Franzosen und Burkinabé mit dem Hauptthema Rassismus!

Montag, Mai 22, 2006

Mein durchschnittlicher Arbeitstag beträgt zur Zeit mindestens 12 Stunden. News folgen nächstens...

Montag, Mai 08, 2006

Lutte contre la corruption

So miserabel wie die letzte Woche endete, begann auch diese Woche! Heute Morgen schaue ich auf die Uhr: 7.35. Bereits seit fünf Minuten sollte ich im Büro sein. Obwohl ich mich an den Lebensrhythmus hier gewöhnt habe, bin ich einigermassen pünktlich geblieben. Hastig suche ich meine Sachen zusammen, schnappe mir meine Mobylette und düse los. Die Ampel wechselt auf Orange…ich gebe Gas, was ich in der nächsten Sekunde gleich bereue. Stopp, Polizeikontrolle! In der Eile hatte ich natürlich meinen Pass zuhause vergessen. Sie konfiszierten meine Mobylette und zu Fuss kehrte ich nach Hause zurück (war in der Nähe), um das Dokument zu holen. Sie wollten mein „Töfli“ behalten und mich zum Polizeiposten schicken, um das Fahrzeug dort abzuholen. Ich hatte wirklich keine Lust einen halben Tag herumzurennen, um mein „Töfli“ zurück zu erobern. Da ich wusste, dass ich es am Mittag benötigen werde, und sie meistens mit den Gefährten nicht sehr zimperlich umgehen, fingen die Verhandlungen an. Ich stellte mich äusserst ungeschickt dar, da ich in solchen Geschichten nicht sehr bewandert bin. Als wir uns über den Preis geeinigt hatten (der übrigens sehr hoch war), hielt ich ihm das Geld hin. Er fauchte mich an, dass ich die Kohle einzupacken soll. Anscheinend hätte ich die Scheine etwas diskreter übergeben sollen, obwohl jeder weiss, was Sache ist. Schlussendlich liessen sie mich mit meiner Mobylette gehen.
Im Büro wurde mir richtig bewusst, wie widersprüchlich mein Akt eigentlich war. Ein Kriterium, damit der Staat die Auszahlung der Finanzhilfe 2005/2006 der Geldgeber erhält lautet: „Mise en oeuvre d’une stratégie lutte contre la corruption“ und nebenbei unterstütze ich sie…
Zumindest habe ich ein Gesprächsthema fürs Café im Büro geliefert. Da sich die Story auf der Strasse Richtung Büro abwickelte, hat mich mindestens die Hälfte meiner Arbeitskollegen gesehen und die Situation ausgenutzt, um sich über mich lustig zu machen.

PS: Ich hoffe, dass nicht noch weitere Überraschungen auf mich warten.

La fête de la bière

Letzte Woche fand in Ouaga „la fête de la bière“ statt. Da mich meine Neugier an fast jeden Event führt, war auch ich an diesem Samstag von der Partie. Etwas ausserhalb des Gedränges sassen Tim und ich gemütlich auf Harassen und tauschten die neusten News aus. Nach der Arbeit gesellte sich Dioari zu uns, dem die Atmosphäre aber überhaupt nicht gefiel und die Stimmung zunehmend senkte. Etwas autoritär gab er mir zu Verstehen, dass dies kein Ort für mich sei und wir besser gehen sollten. Auf diese Aussage hin, reagierte ich etwas heftig. Seit acht Monaten bin ich mein eigener Herr (und bereits im Elternhaus war ich an gewisse Freiheiten gewöhnt) und plötzlich taucht Monsieur Dioari auf und spielt „Ersatzpapa“. Doch meinen Gesichtspunkt habe ich ihm – und allen die rundherum standen - sofort erläutert. Ich glaube, dass ich seit mehr als einem Jahr niemanden so angefahren habe wie ihn. Wirklich, ich geniesse meinen Abend, habe Spass und Dioari taucht auf, um ihn mir zu verderben. Zu dem war ich nicht einmal mit ihm ans Fest gekommen…
Ich liess Dioari zurück und folgte Tim, der sich einen Weg durch das Gedränge bahnte, um eine gemeinsame Freundin zu treffen. Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner hinteren Hosentasche, wo sich mein Natel befand…und schwups war es weg! Ich schrie und hielt den Typ fest. Im selben Augenblick sah ich, wie er das Handy an einen zweiten übergibt. Auch den schnappte ich mir und untersuchte ihn wie eine Polizistin. Doch ich verlor die Spur und mein Natel war verschwunden wie auch die Diebe. Tim war einem der Räuber gefolgt und ebenfalls unauffindbar. Ich stand da, alle sprachen auf mich ein und mein einziger Anhaltspunkt war der Standort von Dioari. Super! Ich entschloss mich, trotz Streit dorthin zurück zu kehren. In der Zwischenzeit hatte Tim den einen Banditen der Polizei geliefert, wo man ihn zurückbehielt. Die Polizisten gehen nicht zimperlich mit den Verbrechern um. Oft werden sie wie Tiere geschlagen.
Tim stiess anschliessend wieder zu uns und nach einem tröstenden Bier traten wir den Heimweg an. Dioari erfuhr übrigens den grössten Teil der Geschichte erst auf dem Rückweg. Seinen vorwurfsvollen Blick brauch ich euch gar nicht erst zu beschreiben ;-) Ja, ich hatte unrecht : „Wer nicht hören will, muss fühlen!“