Montag, Januar 09, 2006

Reise in den Norden


Sonnenaufgang
Originally uploaded by Melä.

Die Ankunft meiner Eltern

Nach zwei Stunden Wartezeit am Flughafen von Ouagadougou konnte ich meine Eltern in Empfang nehmen. Es war ein riesen Gedränge, da mehrere Flugzeuge um die selbe Zeit gelandet waren und der Präsident, Blaise Compaore, am nächsten Tag seine Wahl zelebrierte. Somit befanden sich viele Staatsvertreter unter den Reisenden was die Sicherheitsvorschriften verschärfte. Schlussendlich kamen wir sicher bei der Villa meiner Chefin an, wo wir für zwei Wochen wohnen durften, da sie um die selbe Zeit in Frankreich in den Ferien war.

Der 1. Tag in Ouaga

Bereits am ersten Tag nahmen wir auf der Suche nach unserem Frühstücksmahl den Markt in Angriff. Nach einigen Sekunden waren wir von Händlern umzingelt, die uns diverse Kunstobjekte und Souvenirs verkaufen wollten. Nachdem wir Brot und Wasser (für die empfindlichen europäischen Mägen) gekauft hatten, war mein Besuch bereits erschöpft von der Hitze. Am Nachmittag habe ich ihnen mein Arbeitsplatz gezeigt und meine Arbeitskollegen vorgestellt. Da sie in der kurzen Zeit möglichst viel von Burkina Faso kennen lernen sollten, besuchten wir am Abend „le centre culturel français“, wo gerade das Musical „Carmen“ im Programm stand. Sie erhielten eine sensationelle Darbietung mit viel Tanz und afrikanischen Rhythmen.

Dori

Mit dem Aufbruch in den Norden fing unsere Abenteuerreise an. Begleitet von meinem Kollegen Tim und unserem Super-Chauffeur Ousmane fuhren wir Richtung Dori, der Provinzhauptstadt. Da die Strasse gerade geteert wird, wurde der Verkehr umgeleitetet und wir mussten eine lange Strecke auf einer sehr schlechten Piste zurücklegen. Zum Glück waren unsere Mägen leer, denn wir wurden so richtig durchgeschüttelt!! Als wir endlich wieder auf der intakten Piste fuhren, hielt Ousmane plötzlich an…Na toll, Reifenpanne! Doch dies alleine reichte nicht aus: der Ersatzreifen hatte zuwenig Luft. Ohne zu zögern rollte Ousmane den Pneu vor sich hin und machte sich auf den Weg zum letzten Dorf, das mindestens 3 Km von uns entfernt lag. Wir machten uns bereits auf eine lange Wartezeit gefasst und nahmen unseren Essensproviant, der aus Mangos, Papaya und Bananen bestand hervor. Ah, nicht zu vergessen waren natürlich die Schweizer „Täfeli“! Es herrschte nicht viel, oder besser gesagt fast kein Verkehr auf dieser Strasse. Plötzlich kam uns jedoch ein Jeep entgegen. Wie wir es nicht anders erwartet hatten, fuhr er an uns vorbei…doch einige Meter weiter vorne, legte der Chauffeur den Rückwärtsgang ein und kam zu uns zurück. Er liess sich die Situation erklären und bot seine Hilfe an, indem er Ousmane im Dorf suchen und zurückführen würde. Ohne grosse Hoffnung nahmen wir unsere Verpflegung wieder auf. Kurze Zeit später, kehrt der Jeep mit Ousmane und dem gepumpten Pneu zurück. Der Reifen wurde gewechselt, unser Retter in der Not gab uns noch ein intaktes Reserverad mit und die Reise konnte weitergehen. Beim Besuch der Moschee von Bani und der wunderschönen Landschaft, waren die Mühen von zuvor bereits vergessen. In Dori angekommen bezogen wir unsere Zimmer, oder besser gesagt „Zellen“ und kümmerten uns als nächstes um unsere Mägen…dies war der Beginn unserer „Riz Sauce Arachide“ Kur. Abgesehen davon, dass in der Nacht das Bett meiner Eltern zusammenkrachte *grins*, gab es keine weiteren Komplikationen mehr.

Gorom-Gorom

In Gorom-Gorom besuchten wir den Markt und staunten über die prachtvollen Kleider der Frauen. Das ganze Dorf, egal ob Klein oder Gross war dort versammelt und es herrschte reger Betrieb. Von Tim liessen wir uns die Gewürze und alles Unbekannte erklären. Als wir beim Fleischmarkt angelangt waren, haben meine Eltern die Flucht ergriffen. Die Fliegen, die um die Nahrung herumschwirrten und das Ziegengebiss am Boden haben ihren Appetit wohl nicht angeregt. Ich habe mich inzwischen an diesen Anblick gewöhnt und verzehre das Fleisch mit Genuss.

Oursi

Je weiter wir nach Norden fuhren, umso tiefer drangen wir ins Gebiet der Peulh und der Touareg ein. Die Landschaft wurde immer karger und sandiger. Um die Kultur und Lebensweise der beiden Bevölkerungsgruppen besser kennen zu lernen verbrachten wir die nächste Nacht im Campement d’Oursi. Das Camp besteht aus traditionellen Touareg-und Peulh-Hütten. In Oursi besuchten wir eine Ausgrabungsstätte, welche von den Deutschen finanziert wurde. Es wurden Überreste von einem antiken Dorf ausgegraben und in einem Museum sind die Funde genau beschrieben. Wir kehrten ins Camp zurück, wo bereits unser nächstes Transportmittel, das Kamel, auf uns wartete. Das Vieh schrie wie am Spiess als ich drauf stieg, was mir doch ein mulmiges Gefühl verabreichte. Als sich das Kamel erhob, gab es einen heftigen Ruck und ich dachte, dass ich nächstens durch die Gegend geschleudert werde ;-) Meine Eltern bevorzugten das Auto und Chauffeur Ousmane, um sich zu den Sanddünen zu begeben.
Die Sanddünen waren sehr beeindruckend. Es war zwar noch nicht die richtige Wüste, denn am Fusse der Dünen war ein Dorf eingerichtet und es hatte trotzdem etwas Vegetation. Tim und ich rutschen die Dünen herunter und freuten uns wie kleine Kinder.
Nach einem köstlichen Couscous, sassen wir im Camp mit einer Gruppe Franzosen und den Besitzern um das Lagerfeuer, tranken Tee und hörten den Geschichten zu. Eigentlich sollte jeder einen Witz oder ein spezielles Erlebnis erzählen, doch wir mussten feststellen, dass die Weissen bei weitem weniger begabt waren. Erstens nehmen wir uns die Zeit nicht mehr sich hinzusetzen und Geschichten zu hören/erzählen und zweitens fehlt uns die Spontanität!
Als es langsam kälter wurde, verkrochen sich meine Eltern in eine Peulhhütte. Ich liess mir die Gelegenheit draussen unter dem freien Sternenhimmel zu schlafen selbstverständlich nicht nehmen. Gut zugedeckt und geschützt unter dem Moskitonetz konnte ich das Sternenbild bewundern. Die Sterne verschoben sich während der Nacht langsam nach Westen und der Mond tauchte am Horizont auf. Am Morgen wurden wir durch die ersten Sonnenstrahlen geweckt und genossen die fantastische Atmosphäre. Diese Nacht war einfach ein Traum, abgesehen vom Schnarchen des Franzosen in der Touareghütte neben
an!

Querfeldein liessen wir Oursi hinter uns, um nach Dori zu gelangen. Auf diesem Weg trafen wir nur einige Frauen, welche Wasser für das Dorf besorgten oder einige Kinder, die auf Eseln ritten. Als wir ein ausgetrocknetes Flussbeet, welches mit Sand gefüllt war, durchqueren wollten, blieben wir stecken. Zum Glück war es nicht sehr tief und wir konnten die Pneus freibuddeln. Wie ihr seht, weiss man sich in Afrika immer zu helfen. Standartsatz: „Il n’y a pas de problèmes“

1 Comments:

At 5:10 PM, Blogger ccrt said...

ich bin froh, dass Dir mein museum in oursi gefallen hat! beste gruesse aus barbados, christoph.

 

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