Mittwoch, Januar 11, 2006

Die Feiertage in Ouaga

Heiligabend

Nach unserer eindrucksvollen, aber trotzdem anstrengenden Reise versuchten wir uns über die Feiertage zu erholen. Bei diesen sommerlichen Temperaturen war es nicht einfach in Weihnachtsstimmung zu geraten. Trotzdem assen wir „Wienachtsgüetzi“, die meine Mutter mitgebracht hatte, und freuten uns über die Weihnachtsbeleuchtung auf den Strassen. Da bereits in der Schweiz der Kauf eines Plastikweihnachtsbaum von meinem Vater strengstens verboten war, machten wir auch in Burkina Faso keine Ausnahme und mussten die Strassenverkäufer enttäuschen.
Nach einem festlichen Mahl im Restaurant besuchten wir die Mitternachtsmesse. Die Kirche war bereits überfüllt und rundherum hatten sich die Leute mit ihren mitgebrachten Stühlen aufgereiht. Wir suchten uns ein angenehmes Stehplätzchen und genossen die spezielle Atmosphäre. Wie die meisten jungen Schweizer bin ich in der Kirche äusserst selten anzutreffen, doch eine afrikanische Messe ist mit dem monotone Gelaber eines europäischen Pfarrers (Sorry, für den Ausdruck, ist aber so!) nicht zu vergleichen. Es wurde ein Theaterstück vorgespielt und viel gesungen. Gegen Ende des Gottesdienstes herrschte nahezu euphorische Stimmung. Es wurde ausgelassen gesungen, geklatscht und getanzt.

Weihnachten

An Weihnachten besuchten wir meine afrikanische Mama: Fanta Boly. Wie üblich wurde uns ein atemberaubendes Buffet aufgetischt. Salat, Poulet, Couscous…
Der Besuch erlaubte meinen Eltern die afrikanischen Lebensumstände etwas besser kennen zu lernen und die Bekanntschaft der Pintaden (Hühnerart) zu machen, gäu Papi?! *grins* Da die letzten Tage so reibungslos verliefen, war es wieder einmal höchste Zeit für Action. Auf dem Nachhauseweg hatten wir ein etwas angeschlagenes Taxi erwischt. Der Auspuffdeckel (oder wie man das auch immer nennt) war locker und wir schleiften dieses Ding den ganzen Weg hinter uns her. Da Funken absprangen, herrschte auf dem Rücksitz des Taxis (namentlich: bei meinen Eltern) Panik, dass wir in die Luft gehen könnten. Doch unsere Schutzengel wachten gut über uns und wir kamen heil zuhause an.

Stefanstag

Die schlechteste Erfahrung seit ich in Burkina bin, machte ich auf dem Markt von Ouaga mit meinen Eltern. Auf der Suche nach Stoffen um Hemde für meinen Bruder und meinen Freund zu nähen, schlenderten wir ins Stadtzentrum. Bereits einige Strassen von unserem Wohnhaus entfernt haben uns zwei Strassenverkäufer ins Auge gefasst. Amüsiert sprachen wir mit ihnen und führten unseren Weg fort, wobei sie uns wie Hündchen folgten. Nach eine ersten Annäherung versuchten sie uns ihre Waren anzudrehen. Wir lehnten höflich ab und erklärten ihnen, dass wir Stoffe suchen. Hilfsbereit zeigten sie uns die gesuchten Geschäfte. Nach unserem Kauf gingen wir immer noch von ihnen begleitet heimwärts. Der eine bearbeitete mich, damit ich mit ihm ausgehe, der andere versuchte bei meinem Vater einen Käufer zu finden. Da ein Drahtfahrrad in der Schweiz nicht von Nutzen ist, lehnte er immer noch höflich ab. Langsam wurde der Typ aufdringlich und aggressiv. Mein Vater fühlte sich bedrängt und verlor die Geduld. Um zu Ruhe zu kommen wollte er ihm einen kleinen Holzelefanten abkaufen. Meine Mutter linkte ein und meinte es wäre nicht nötig, da der Junge unanständig sei, doch der Kauf war bereits getätigt. Der Knabe beschimpfte uns als Rassisten. Als sich meine Mutter verteidigen wollte, spukte er ihr ins Gesicht. Zum Glück hatte sie rechtzeitig den Arm gehoben…Nach diesem Vorfall wollte wir den Elefanten nicht mehr und stellten ihn auf die Strasse. Der Jüngling hob ihn auf und unsere Wege trennten sich für immer.

1 Comments:

At 1:00 PM, Anonymous Anonym said...

Da habe ich Ihnen auch mal einen
Link zum lesen:

http://www.najukorea.de/sievernich/index2.htm

 

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