Mittwoch, Februar 15, 2006

Umzug in die Zone commerciale

Das Küken ist flügge geworden und hat das Nest verlassen.

Seit einer Woche lebe ich in einem Studio (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Dusche, Küche) im Zentrum von Ouaga und sorge für mich selbst. In Ouaga ein möbliertes Zuhause zu finden ist gar nicht so einfach. Oft werden riesige Villen (im Bonzenquartier Ouaga 2000) oder Célibatairium (Art Reihenhaus; meistens 2 Zimmer) vermietet. Falls man eine möblierte Bleibe wünscht, wird die Suche deutlich erschwert und der Preis erheblich erhöht. Doch für vier Monate, hätte sich der Aufwand eine Wohnung von A – Z einzurichten, nicht gelohnt. Mein neues Zuhause war mit dem nötigsten ausgerichtet (Bett, Kühlschrank, Gaskocher, Tisch, 2 Stühle und sogar TV) und wird täglich etwas gemütlicher.
Wer mich kennt, weiss dass ich ein Faulpelz bin! Kochen und putzen gehören eindeutig nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Der Unterhalt ist tatsächlich anspruchsvoll. Anstatt Mittags nach der Arbeit eine köstliche Mahlzeit (vom Koch der Gastfamilie) auf dem Tisch vorzufinden, muss ich mich zuerst durch den Supermarkt oder den lokalen Markt durchschlagen. Nach dieser Anstrengung fehlt mir meistens die Motivation mich an den Herd zu stellen und zu kochen. Deshalb wird am Morgen ausgiebig gefrühstückt, Mittags etwas geknabbert begleitet von Mangos, Papaya, Ananas, Erdbeeren etc. und Abends gibt es etwas Beständiges. Hinzu kommt Abwaschen, Putzen und die schmutzige Wäsche (die von Hand gewaschen wird ;-) Das grösste Problem ist jedoch, dass jeder von mir mit einer Schweizer Spezialität bekocht werden will. Zum Glück habe ich noch nie in meinem Leben Röstli, Spätzli etc. selbst zubereitet *haha* Herzlichen Dank an Coop und Migros für die tollen Fertiggerichte!
Doch alle diese Strapazen nehme ich nur allzu gerne auf mich, denn jetzt habe ich meine lang ersehnte FREIHEIT:

  • Kein Gekreische mehr im Haus
  • Ich muss einer spontanen Einladung auf ein Bier nicht mehr absagen, aus Angst zu spät zum Abendessen zu kommen
  • Ich kann ohne schlechtes Gewissen in den frühen Morgenstunden nach Hause kommen
  • Sonntag wird ausgeschlafen (falls mich der Verkehr nicht weckt) ohne böse Blicke zu ergattern
Kurz: Ich mache was mir gefällt und fühle mich wieder Zuhause!

Dies soll nicht heissen, dass sich meine Gastfamilie nicht gut um mich gekümmert hat! Ich war sehr froh, anfangs nicht ganz auf mich allein gestellt zu sein. Die Umstellung vom Leben in der Schweiz zu der Lebensweise in Ouaga war anfangs eine grosse Herausforderung. Die fünf Monate bei meiner Gastfamilie haben mir viel über die Kultur der Burkinabé gezeigt und mir geholfen einen Freundeskreis aufzubauen.
Was mir sicherlich Sehr fehlen wird, sind unsere Tee-abende mit den Wächtern und der Nounou, wo über alles und nichts geplaudert wurde.