Montag, Januar 23, 2006

Entdeckungsreise in den Westen / Süden

Bobo Dioulasso

Am 27. Dezember 2005 brachen meine Eltern und ich Richtung Bobo-Dioulasso, der zweitgrössten Stadt Burkinas, auf. Tim diente uns erneut als Führer und Ousmane als Chauffeur. Auf dem Weg nach Bobo machten wir in Bazoulé bei den Caïmans sacrés halt. Beim Eingang wurden wir gezwungen ein Poulet zu kaufen, um die Krokodile anzulocken. Wir bestanden jedoch darauf, dass es nicht vor unseren Augen verfüttert wurde…diesmal konnte sich Ousmane das Lachen nicht verkneifen. Er musste wohl oft das Gefühl haben, dass wir nicht alle Tassen im Schrank haben ;o) Egal, auf jeden Fall brauchten die Krokodile überhaupt nicht angeködert zu werden, da sie sich bereits an der Sonne aufwärmten. Die Tiere werden von den Dorfbewohnern zweimal wöchentlich mit Schafen gefüttert und nebenbei erhalten sie die Poulets der Touristen. Die Frauen waschen am Seeufer seelenruhig ihre Kleider und die Schweine trinken das Seewasser ohne angegriffen zu werden. In der Nacht sind die Kaimane sogar im Dorf anzutreffen. Sie haben sich scheinbar an die Menschen gewöhnt und bis jetzt gab es noch keine Unfälle (sagt man zumindest).

Kurz vor Bobo besuchten wir das Bergdorf Koro. Die Bewohner sind hauptsächlich Animisten, weshalb überall Opferstätten zu sehen waren, welche die bösen Geister vertreiben sollten.

Im Gegensatz zum kahlen Sahelgebiet und zum Stadtleben von Ouaga, war der Westen in voller Blüte. Das Zusammenspiel der roten Strasse, den grünen Bäumen und dem blauen Himmel geben Bilderbuch ähnliche Schnappschüsse.

In Bobo-Dioulasso (in Dioula:Maison des Bobo et des Dioula) besuchten wir die Moschee und das Wohnquartier Sya, welche aus dem 19. Jahrhundert stammen. Durch die Architektur aus Banco und den „Holzstäben“, welche rundherum befestigt sind, erinnert die Moschee von Dioulasso – Bâ an die Bauweise der Malier.

Banfora

Banfora gehört wahrscheinlich zu den Destinationen aller Touristen, die Burkina Faso bereisen. Auf jeden Fall war unser Hotel „Cannes à sucre“ nahezu gefüllt (von Weissen). Unser erster Ausflug brachte uns durch ein Zuckerrohrfeld zu den Wasserfällen von Karfiguéla, wo wir uns im Quellwasser erfrischten. Die Umgebung erinnerte mich an den Film „Ein Land vor unserer Zeit“, wo Dinosaurier nach Nahrung und Wasser das Paradies suchen und finden ;-)
Da uns der Besuch der Krokodile nicht genügte, wollten wir auch den Nilpferden einen Besuch abstatten. Mit einer Piroge begaben wir uns auf „La Mare des Hippopotames“. Aus sicherer Entfernung konnten wir das Geschehen beobachten. Die Hippos gaben ihre komischen Laute von sich, tauchten unter und holten wieder Luft. Nachdem meine Mutter und ich mit Seerosen beschmückt wurden, liessen wir die Flussbewohner hinter uns und unser Kulturprogramm führte uns zu den Pics de Sindou. Die beeindruckenden Felsgebilde wurden durch Wind und Regen geformt.

Pays des Lobi / Gourounsi

Um nicht den selben Weg nach Ouaga nehmen zu müssen, entschieden wir uns durch das Lobigebiet (im Süden) zurück zu kehren. In Gaoua besichtigten wir das Museum von Poni, welches die Lebensweise der Lobi erläutert. In der Gesellschaft der Lobi besitzt die Frau eine zentrale Rolle, da sie den Kinder das Leben schenkt. Über das Familienleben, die Jagdgewohnheiten mit Giftpfeilen bis zum Anbeten der Fétiche wurde uns alles genau erklärt.

Über Léo und Pô folgten wir der ghanaischen Grenze und begaben uns ins Land der Gourounsi. Sie haben einen sehr speziellen Häuserbau und versehen die Mauern mit wunderschönen Bemalungen. Die Unterkünfte bestehen meistens aus drei Räumen: Empfangsraum, Küche und Wohnzimmer (welches zugleich als Schlafzimmer dient). Die Bauten sind sehr tief und er ist stockdunkel. Auf dem Dach wird Getreide gelagert oder während der heissen Monaten dient es als Schlafstelle.

Da der Park von Nazinga auf unserem Weg lag, hatten wir die Gelegenheit eine kleine Safari zu machen. Obwohl sie nicht mit den Nationalparks von Kenya zu vergleichen sind, sahen wir viele Tiere Afrikas. Tim und ich haben uns auf dem Dach unseres Jeeps installiert und hatten eine hervorragende Sicht. Wir litten zwar etwas unter der Unbequemlichkeit und mussten andauernd den Ästen ausweichen, doch zumindest waren wir den Elefanten, Gazellen, Wildschweine und Affen etwas näher als der Rest der Delegation. Als wir den Park verlassen wollten, begegnete uns eine Elefantenfamilie mit Jungen, welche gerade die Strasse überqueren wollte. Ousmane legte den Rückwärtsgang ein und entfernte sich langsam von der Gefahrenstelle. Wir sahen die mächtigen Tiere einige Meter vor uns im Entenmarsch die Route überqueren. Kurze Zeit später passierten wir die Stelle und einige Elefanten drehten sich um und bereiteten sich auf einen Angriff vor…doch wir hatten bereits das Weite gesucht.

Nach unserer dritten „Panne“ (habe gelernt, dass man einen Platten nicht als Panne bezeichnen darf) in Pô begann die Horrorfahrt bei Nacht nach Ouaga. Die Strasse war von unzähligen Lastwagen, die vom Hafen in Accra (Ghana) kamen, befahren. Im Dunkeln ist es schwierig Fahrräder, Tiere und alles was auf der Strasse herumlungert zu erkennen und die Fahrt kann gefährlich werden. Glücklicherweise kamen wir dank Ousmane heil zu Hause an und somit endete unsere Abenteuerreise durch Burkina.