Montag, Mai 08, 2006

Lutte contre la corruption

So miserabel wie die letzte Woche endete, begann auch diese Woche! Heute Morgen schaue ich auf die Uhr: 7.35. Bereits seit fünf Minuten sollte ich im Büro sein. Obwohl ich mich an den Lebensrhythmus hier gewöhnt habe, bin ich einigermassen pünktlich geblieben. Hastig suche ich meine Sachen zusammen, schnappe mir meine Mobylette und düse los. Die Ampel wechselt auf Orange…ich gebe Gas, was ich in der nächsten Sekunde gleich bereue. Stopp, Polizeikontrolle! In der Eile hatte ich natürlich meinen Pass zuhause vergessen. Sie konfiszierten meine Mobylette und zu Fuss kehrte ich nach Hause zurück (war in der Nähe), um das Dokument zu holen. Sie wollten mein „Töfli“ behalten und mich zum Polizeiposten schicken, um das Fahrzeug dort abzuholen. Ich hatte wirklich keine Lust einen halben Tag herumzurennen, um mein „Töfli“ zurück zu erobern. Da ich wusste, dass ich es am Mittag benötigen werde, und sie meistens mit den Gefährten nicht sehr zimperlich umgehen, fingen die Verhandlungen an. Ich stellte mich äusserst ungeschickt dar, da ich in solchen Geschichten nicht sehr bewandert bin. Als wir uns über den Preis geeinigt hatten (der übrigens sehr hoch war), hielt ich ihm das Geld hin. Er fauchte mich an, dass ich die Kohle einzupacken soll. Anscheinend hätte ich die Scheine etwas diskreter übergeben sollen, obwohl jeder weiss, was Sache ist. Schlussendlich liessen sie mich mit meiner Mobylette gehen.
Im Büro wurde mir richtig bewusst, wie widersprüchlich mein Akt eigentlich war. Ein Kriterium, damit der Staat die Auszahlung der Finanzhilfe 2005/2006 der Geldgeber erhält lautet: „Mise en oeuvre d’une stratégie lutte contre la corruption“ und nebenbei unterstütze ich sie…
Zumindest habe ich ein Gesprächsthema fürs Café im Büro geliefert. Da sich die Story auf der Strasse Richtung Büro abwickelte, hat mich mindestens die Hälfte meiner Arbeitskollegen gesehen und die Situation ausgenutzt, um sich über mich lustig zu machen.

PS: Ich hoffe, dass nicht noch weitere Überraschungen auf mich warten.

1 Comments:

At 11:23 PM, Anonymous Anonym said...

solte die korruption eher von oben herab bekämpft werden? einem polizisten mal 1.000CFA zu geben ist wirklich nicht vergleichbar, was in den oberen etagen in burkina hin und hergeschoben wird. ich besteche in BF regelmäßig polizisten. zöllner auch. aber keine minister.

leider gibt es in BF kaum Hilfsorganisationen die nicht auf hoher ebene der korruption beitragen - und damit vielleicht mehr kaputt machen, als helfen.

ein sich von der korruption abkehrender polizist hat wohl nicht die macht das land oder wenigstens die behörden zu ändern. ein präsident der das tut - wenn er lange genug lebt - der könnte.

E.F.

 

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