Montag, Oktober 17, 2005

Der Umgang mit der Armut

Mein Vater wollte wissen, wie ich mit der Armut um mich herum umgehe und diese Bilder verarbeite...Es ist in der Tat nicht einfach. Auf dem Weg zur Arbeit sehe ich täglich Menschen, die versuchen Zeitungen, Taschentücher etc. zu verkaufen. Sie stehen den ganzen Tag an der Sonne und viel Geld verdienen sie damit nicht. Schliesslich stehen an jeder Ampel etwa 3 Personen, die das selbe verkaufen. Oft sind es auch kleine Kinder. Ihr Kleider (gemäss Rickert: Anziehsachen) sind zerfetzt, falls sie überhaupt welche tragen. In manchen Augen kann man eine tiefe Trauer, fast eine "Leere" erkennen. Dieser Anblick ist nicht leicht zu ertragen. Wenn man diese Gefühle zu sehr an sich heranlässt, kann man nicht mehr ruhig schlafen...Ich versuche eine gewisse Schutzmauer aufzubauen, doch es gleingt mir nicht so ganz.
In der Stadt ist die Armut nicht so stark zu spüren wie in den Dörfern. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die Realität. Viele Kinder haben die Eltern früh verloren und da müssen die ältesten für die Geschwister sorgen. Das Einkommen reicht kaum für den Unterhalt und die Nahrung, geschweige denn für Schulgeld. Andere haben ein Geschwisterchen verloren, aufgrund von Krankheiten oder Unterernährung...
Doch es gibt auch sehr schöne Momente: Ein kleines Mädchen sitzt jeden Tag unter dem gleichen Baum mit ihrer Mutter am Schatten. Wenn ich bei der Ampel anhalte winkt sie mir jedesmal und sagt: "Bonjour Madame" und wenn ich sie grüsse strahlt sie übers ganze Gesicht.