Montag, Februar 27, 2006

Session CGAB - CSLP

Seit Anfangs Jahr arbeite ich mit dem Programmbeauftragten Jean-Maire Dabiré zusammen. Er ist unter anderem für die direkte Finanzhilfe an den Staat zuständig. Die ganze Finanzhilfe wurde 2005 neu strukturiert. Das daraus entstandene CGAB (Cadre général d’organisation des appuis budgétaires) besteht aus Vertretern der Regierung und verschiedenen Geldgebern. Zur Zeit sind folgende 9 Kapitalgeber im CGAB vertreten: Weltbank, Banque Africaine du Développement, Commission Européenne, Frankreich, Schweden, Schweiz, Dänemark, Deutschland und die Niederlanden. Die Gesamtsumme von 93,05 Milliarden CFA (ca. 219 Mio CHF) wird in die öffentlichen Finanzen, die Makroökonomie und in die Umsetzung des CSLP (Cadre stratégique de lutte contre la pauvreté) investiert. Die Regierung darf „frei“ (unter gewissen Bedingungen; gemäss Matrice) entscheiden, wo das Geld im Rahmen dieser drei Gebiete eingesetzt wird.

Um die Verwendung der Gelder zu überwachen wurde eine „Matrice agréee“ erarbeitet. Sie enthält verschiedene Ziele / Massnahmen, welche während des Jahres umgesetzt werden müssen (z. B. Erarbeitung einer Strategie Korruptionsbekämpfung). Für einige Kapitalgeber müssen spezifische Massnahmen erfüllt sein, bevor das Budget freigegeben wird. Die Matrice wird aus Schweizer Sicht global betrachtet. Falls genügend Ziele zu unserer Zufriedenheit erfüllt sind, werden die 8 Mio. CHF vom Seco ausbezahlt.
Für die Erarbeitung der Matrice mussten die verschiedenen Geldgebern Prioritäten setzten und einen gemeinsamen Nenner finden. Da verschiedene Kulturen und Arbeitsweisen aufeinander treffen, war dies kein leichtes Unterfangen. Der ganze Prozess ist erst seit einem Jahr in Betrieb und die Matrice noch nicht zur vollsten Zufriedenheit ausgereift.
Das „Secrétariat technique“ und der „Chef de file“ versuchen zusammen mit der Regierung eine gute Koordination und Harmonisierung zu erzielen.
Secrétariat technique: Es besteht jeweils aus zwei Geldgeber (2005: CE / CH – 2006: CH / FR). Zusammen mit der Regierung werden diverse Sitzungen vorbereitet und jegliche Informationen an alle Kapitalgeber übermittelt.
Chef de file: Einer der Kapitalgeber übernimmt das Mandat, welches sechs Monate dauert, und vertritt alle Partner gegen aussen. Für das erste Semester 2006 übernimmt die Schweiz diese Aufgabe. Im Rahmen dieses Auftrages kann ich Jean-Marie unterstützen und an den jeweiligen Sitzungen teilnehmen, was mir einen Einblick in die Finanzhilfe gibt.

Am 16. Februar 2006 durfte ich an der Session, welche zweimal im Jahr statt findet, teilnehmen. Alle Geldgeber treffen sich bei dieser Gelegenheit mit dem „Ministre des finances et du budget“ und dem „Ministre de l’économie et du développement“, um über verschiedene Aspekte der Finanzhilfe zu diskutieren. An dieser Session wurde die Bilanz 2005 und die Ziele / Arbeitsprogramm 2006 vorgestellt und diskutiert. Selbstverständlich waren die Erfüllung der Matrice und der Zahlungsstand 2006 ein Thema. Es wurden viele kritische Fragen gestellt und es entstanden sehr interessante Wortgefechte.

Mittwoch, Februar 15, 2006

Umzug in die Zone commerciale

Das Küken ist flügge geworden und hat das Nest verlassen.

Seit einer Woche lebe ich in einem Studio (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Dusche, Küche) im Zentrum von Ouaga und sorge für mich selbst. In Ouaga ein möbliertes Zuhause zu finden ist gar nicht so einfach. Oft werden riesige Villen (im Bonzenquartier Ouaga 2000) oder Célibatairium (Art Reihenhaus; meistens 2 Zimmer) vermietet. Falls man eine möblierte Bleibe wünscht, wird die Suche deutlich erschwert und der Preis erheblich erhöht. Doch für vier Monate, hätte sich der Aufwand eine Wohnung von A – Z einzurichten, nicht gelohnt. Mein neues Zuhause war mit dem nötigsten ausgerichtet (Bett, Kühlschrank, Gaskocher, Tisch, 2 Stühle und sogar TV) und wird täglich etwas gemütlicher.
Wer mich kennt, weiss dass ich ein Faulpelz bin! Kochen und putzen gehören eindeutig nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Der Unterhalt ist tatsächlich anspruchsvoll. Anstatt Mittags nach der Arbeit eine köstliche Mahlzeit (vom Koch der Gastfamilie) auf dem Tisch vorzufinden, muss ich mich zuerst durch den Supermarkt oder den lokalen Markt durchschlagen. Nach dieser Anstrengung fehlt mir meistens die Motivation mich an den Herd zu stellen und zu kochen. Deshalb wird am Morgen ausgiebig gefrühstückt, Mittags etwas geknabbert begleitet von Mangos, Papaya, Ananas, Erdbeeren etc. und Abends gibt es etwas Beständiges. Hinzu kommt Abwaschen, Putzen und die schmutzige Wäsche (die von Hand gewaschen wird ;-) Das grösste Problem ist jedoch, dass jeder von mir mit einer Schweizer Spezialität bekocht werden will. Zum Glück habe ich noch nie in meinem Leben Röstli, Spätzli etc. selbst zubereitet *haha* Herzlichen Dank an Coop und Migros für die tollen Fertiggerichte!
Doch alle diese Strapazen nehme ich nur allzu gerne auf mich, denn jetzt habe ich meine lang ersehnte FREIHEIT:

  • Kein Gekreische mehr im Haus
  • Ich muss einer spontanen Einladung auf ein Bier nicht mehr absagen, aus Angst zu spät zum Abendessen zu kommen
  • Ich kann ohne schlechtes Gewissen in den frühen Morgenstunden nach Hause kommen
  • Sonntag wird ausgeschlafen (falls mich der Verkehr nicht weckt) ohne böse Blicke zu ergattern
Kurz: Ich mache was mir gefällt und fühle mich wieder Zuhause!

Dies soll nicht heissen, dass sich meine Gastfamilie nicht gut um mich gekümmert hat! Ich war sehr froh, anfangs nicht ganz auf mich allein gestellt zu sein. Die Umstellung vom Leben in der Schweiz zu der Lebensweise in Ouaga war anfangs eine grosse Herausforderung. Die fünf Monate bei meiner Gastfamilie haben mir viel über die Kultur der Burkinabé gezeigt und mir geholfen einen Freundeskreis aufzubauen.
Was mir sicherlich Sehr fehlen wird, sind unsere Tee-abende mit den Wächtern und der Nounou, wo über alles und nichts geplaudert wurde.

Montag, Februar 06, 2006

Course de pirogue

La pagaille parfaite!


Eine Unmenge von Zuschauer hatte sich für das alljährliche Pirogenwettrennen um den Barrage N°2 in Ouaga versammelt. Kinder rannten in ihren zerfetzten Kleider um das Publikum herum in der Hoffnung ein Geschenk der Sponsoren zu ergattern. Ein Mädchen stand während des ganzen Wettlaufes neben mir und inspizierte meine Haut, meine Fingernägel und meine Haare. Es wurde Musik gespielt, getanzt und es herrschte eine Bombenstimmung!


Als der Startpfiff ertönte, begannen alle Teams wie wild zu paddeln. Einige kamen bereits nach einigen „Paddelschlägen“ aus dem Kurs und es kam überall zu Zusammenstössen. Manch Einer ging baden, was bei dieser starken Mittagssonne sicherlich eine willkommene Abkühlung war! Das Volk jubelte und die Teams wurden unaufhörlich angefeuert. Trotz der Heiterkeit war ich froh, als ich ausserhalb des Gedränges wieder etwas aufatmen konnte.